Der Essay Metaphysik des Alltags – Über das Unhintergehbare im Gewöhnlichen untersucht die verborgene ontologische Struktur des Alltags als Ort des metaphysischen Geschehens. Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass jedes menschliche Handeln auf Setzungen beruht, die nicht begründet, sondern vollzogen werden. Diese unbewussten Akte des Vertrauens, der Wiederholung und der Erwartung erzeugen die Stabilität einer Welt, die zugleich selbstverständlich und prekär ist.
Im Gegensatz zu klassischen Metaphysiken, die nach einem transzendenten Grund des Wirklichen suchen, entfaltet der Essay eine immanente Metaphysik: Sie begreift das Wirkliche als das, was sich im alltäglichen Vollzug selbst trägt. Der Alltag erscheint nicht als triviale Oberfläche des Lebens, sondern als seine ontologische Mitte – ein Raum, in dem Sinn durch Handeln, Sprechen und Wahrnehmen immer neu hervorgebracht wird.
Dabei wird das Denken auf die Bedingungen zurückgeführt, die es gewöhnlich übersieht: das stille Vertrauen in die Welt, die symbolische Ordnung der Sprache, die Wirksamkeit von Macht und Technik, die Materialität der Dinge und Körper. Krisen, Störungen und technologische Transformationen werden als Momente verstanden, in denen die verborgenen metaphysischen Setzungen sichtbar werden.
Das Ziel ist keine neue Lehre, sondern eine Verschiebung der Perspektive: Metaphysik wird als Praxis des Sinnhaltens begriffen – als fortwährender Vollzug, der Welt ermöglicht, ohne sie zu begründen. Die Metaphysik des Alltags führt so zu einer Philosophie des Gewöhnlichen, die nicht auf letzte Gewissheiten zielt, sondern auf eine Haltung des Verweilens im Offenen. Sie versteht Denken als Teilnahme am Wirklichen und Verantwortung für die Setzungen, die Welt hervorbringen.