Dieser Essay untersucht die Konfrontation von Martin Heideggers Technikdenken mit dem Phänomen der Künstlichen Intelligenz. Ausgehend von Heideggers Kritik an der Schreibmaschine als Symbol einer technikinduzierten Entfremdung von Schrift, Wort und Denken wird die Frage gestellt, ob KI lediglich eine Fortsetzung des Gestells darstellt – jener ontologischen Struktur, durch die die Welt zur bloßen Verfügbarkeit entstellt wird. Der Text schlägt jedoch eine Wendung vor: Indem KI nicht nur Informationen produziert, sondern Fragen imitiert, irritiert und spiegelt, provoziert sie eine neue Selbstbegegnung des Denkens. Der Mensch wird durch die KI nicht zum bloßen Rezipienten maschineller Sprache – sondern, paradoxerweise, wieder fragender. In dieser Spannung zwischen Simulation und Sein, zwischen algorithmischem Scheinwissen und existenzieller Fraglichkeit, liegt die Möglichkeit eines erneuerten Denkens: nicht gegen, sondern durch die Technik hindurch. Heideggers Sorge vor dem Verlust des Ursprünglichen wird dabei nicht negiert, sondern weitergedacht – hin zu einer digitalen Seinslichtung, in der das Fragen selbst neu zur Sprache kommt.